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Riesengebirge


Das Riesengebirge ist das höchste Teilgebirge der Sudeten an der Grenze zwischen Polen und Tschechien. Mit der Schneekoppe erreicht das Riesengebirge eine Höhe von 1.602 m. Typisch ist der subalpine Charakter des Gebirges mit eiszeitlichen Gletscherkaren, Bergseen sowie den steilen felsigen Flanken der Berge.

Nahe am Kamm bei Špindleruv Mlýn befindet sich in fast 1.400 m Höhe die Quelle der Elbe. Große Teile des Riesengebirges stehen als Biosphärenreservat unter dem Schutz der UNESCO. Weltweit bekannt sind auch die Sagen und Märchen um den Berggeist Rübezahl, der im Riesengebirge beheimatet ist.
 
Geografie
Der Hauptkamm des Gebirges verläuft zum Großteil in west-östlicher Richtung, er bildet die Grenze zwischen Polen und Tschechien. Die 1.602 m hohe Schneekoppe ist die höchste Erhebung im Riesengebirge sowie in ganz Tschechien. Das Gebirge fällt auf der schlesischen Nordseite in Polen steil zum Hirschberger Tal hin ab. Auf der böhmischen Südseite in Tschechien senkt es sich zum Böhmischen Becken hin ab, das Gebirgsvorland weist jeweils Meereshöhen von 300 m oder mehr auf.

Das Riesengebirge setzt sich im Nordosten im Landeshuter Kamm in Polen fort. Im Südosten reicht es über den Bergrücken Kolbenkamm bis zum Liebauer Tor und Rehorngebirge. Die westliche Begrenzung stellt der Neuweltpass auf 886 m bei Jakuszyce dar, dahinter schließt sich an der polnisch-tschechischen Grenze das Isergebirge an. Südlich des Hauptkamms und parallel zu ihm verläuft in Tschechien der nur etwa 100 m niedrigere Böhmische Kamm, daran schließen sich noch mehrere Nebenkämme an.

Die Ausdehnung des Riesengebirges beträgt 631 km², wobei 454 km² auf tschechischem und 117 km² auf polnischem Gebiet liegen. Hauptkamm und Böhmischer Kamm sind durch die Täler von Mummel, Elbe und Weißwasser getrennt. Die Flüsse auf der tschechischen Seite stürzen oftmals über steile Kanten von den Rändern der Höhenzüge in die Täler. Im Riesengebirge befinden sich viele imposante Wasserfälle. Über den Hauptkamm des Riesengebirges verläuft die Wasserscheide zwischen Nordsee und Ostsee. Die Flüsse der tschechischen Südseite entwässern über die Elbe in die Nordsee, die Flüsse der polnischen Nordseite über die Oder in die Ostsee.
 
Geologie
Das Riesengebirge weist eine komplexe geologische Struktur auf. Es finden sich zahlreiche Gesteine wie u.a. Granite, Glimmerschiefer und Gneise sowie Mineralien wie beispielsweise Bergkristall. Die Gletscherseen im nördlichen Teil des Gebirges sind noch ein Rest der Eiszeit. Die Hauptmasse der Gesteine des Riesengebirges stellt der Granit dar.Das Vorkommen in ellipsoider Form erreicht in seiner West-Ostrichtung eine Länge von 66 km, an der breitesten Stelle misst es 20 km. Der Zentralgranit liegt im Kern des Vorkommen, welcher von älteren Gneisen und Glimmerschichten ummantelt wird, in diese Schichten ist Granit aus der spätkarbonischen Zeit eingedrungen.

Der sogen. Riesengebirgsgranit besteht aus Orthoklas, Oligoklas, Quarz und Biotit, weiterhin kommen Plagioklas, Muskovit, Pyrit, Apatit und Zirkon vor. Der gleichkörnige Granit (auch Berggranit) findet sich v. a. auf dem Gebirgskamm, überwiegend um Janowice Wielkie und nördlich der sogen. Friesensteine. In der Grundmasse des Granits mit porphyrischem Gefüge befinden sich einzelne große Minerale als sogen. Einsprenglinge. Dieser wird am Ostrand des Riesengebirges und südlich von Jelenia Góra gefunden. Im Riesengebirgsgranit sind in der Südwest-Nordost-Richtung des Massivs Magmamassen eingedrungen, diese haben Ganggesteine gebildet. Die Vorkommen sind bis zu 30 m breit und teilweise kilometerlang. Es handelt sich um Aplite und Pegmatite sowie porphyrische Granite und Lamprophyre, weiterhin finden sich Malachite und Kersanite. Nördlich von Jelenia Góra und Orle treten unzählige Basalte an die Oberfläche.

Um Janowice Wielkie, Karpniki und Struznica wurde der rote porphyrische Riesengebirgsgranit. Er zeigt ein klares Richtungsgefüge durch die Paralleleinlagerung der Feldspäte und hat häufig Haarrisse. Der Riesengebirgsgranit wurde überwiegend als Baustein verwendet.
 
Klima
Häufige Wetterumschwünge prägen das Klima des Riesengebirges, im Winter sind Schneehöhen von 3 m keine Seltenheit. Ein Großteil des Gebirges, so auch die Schneekoppe, liegt für etwa 5 bis 6 Monate unter einer Schneedecke, in höheren Lagen herrscht oft dichter Nebel. Auf der Schneekoppe liegt die Durchschnittstemperatur bei ca. 0,2 Grad Celsius, die Kammlagen des Riesengebirges zählen zu den windexponiertesten Regionen in Europa. Auf der polnischen Seite herrscht oftmals Föhn.

Der jährliche Niederschlag liegt zwischen 700 mm und bis zu 1.230 mm. Die höchsten Niederschlagsmengen mit bis zu 1.512 mm in den Schneegruben werden jedoch in den Tälern am Beginn des Hauptkammes erreicht.
 
Flora und Fauna
Im Riesengebirge zeigt sich die typische Zonierung der Vegetation nach Höhenstufen eines mitteleuropäischen Gebirges. So bilden die Flusstäler und niederen Lagen die submontane Zone. Ursprünglich vorherrschende Laub- und Mischwälder wurden jedoch überwiegend durch Fichtenmonokulturen ersetzt. Lediglich in den Flusstälern finden sich noch Reste der Laubwälder.

Nun folgt die montane Vegetationszone, auch deren natürliche Nadelwaldbestände wurden größtenteils durch Fichtenmonokulturen verdrängt, die durch Umwelteinflüsse oftmals stark geschädigt sind. Vielerorts sind große Teile des Waldes abgestorben, das Waldsterben konnte trotz verschiedener Maßnahmen noch nicht völlig eingedämmt werden.

Auf etwa 1.250 bis 1.350 m Höhe liegt die subalpine Vegetationszone, die v. a. von subarktischen Hochmooren, Knieholzbeständen sowie natürlichen und sekundären Borstgraswiesen geprägt ist. Dieser Lebensraum ist für das Riesengebirge besonders bedeutsam, da es sich um einen Rest der arktischen Tundra handelt. Diese herrschte während der Eiszeiten in Mitteleuropa vor. Zur gleichen Zeit bestand jedoch eine Verbindung zum alpinen Grasland der Alpen. Es existieren hier Pflanzenarten wie beispielsweise Moltebeeren, die sonst mehrere tausend km voneinander getrennt wachsen. Bei einigen Arten, die nur hier vorkommen, war die Entwicklung unter den besonderen Bedingungen des Riesengebirges anders als in anderen Gebirgen.

Nur auf den höchsten Bergen des Riesengebirges befindet sich die alpine Vegetationszone, wo Gras- und Flechtengesellschaften vorherrschen. Deren Lebensraum bilden ausgedehnte, aus Felstrümmern bestehende Schutthalden. Besonders artenreich sind Gletscherkare, die Schneegruben sowie die Kessel der Bergseen Großer Teich und Kleiner Teich auf der Nordseite des Hauptkamms.

Auf tschechischer und polnischer Seite ist ein Großteil des Riesengebirges als Nationalpark geschützt. Die strengen Naturschutzbestimmungen des polnischen Nationalparks verbieten eine künstliche Wiederaufforstung der von Waldsterben betroffenen Gebiete des Gebirges, wogegen auf tschechischer Seite wiederaufgeforstet wird.

Die Tierwelt im Riesengebirge ist von den Vegetationszonen abhängig. Zu den Raubtieren des Gebirges gehören u.a. Fuchs, Marder und Wiesel, in den Wäldern sind überwiegend Vögel vertreten, im östlichen Riesengebirge gelegentlich auch der Adler. Weiterhin finden man im Riesengebirge zahlreiche Säugetiere, Schmetterlings- und Käferarten sowie andere Insekten. In den Flüssen leben unterschiedliche Fischarten wie beispielsweise die Forelle.
 
Tourismus
Das Riesengebirge zählt zu den traditionsreichsten Touristengebieten in Mitteleuropa. Bereits im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Schneekoppe bestiegen. Ende des 19. Jahrhunderts gründeten sich der schlesische und der österreichische Riesengebirgsverein, die sich u.a. die touristische Erschließung des Riesengebirges zum Ziel setzten. Man schuf ein Wegenetz von 3.000 km, wovon allein 500 km auf das Hochgebirge entfielen. Somit wurde das Riesengebirge zu einem der beliebtesten deutschen Urlaubsgebiete.

Nach 1945 erfolgte beiderseits des Riesengebirges v. a. ein Ausbau der Skigebiete, während die traditionellen Schutzhütten für Viehhirten (sogen. Bergbauden) zunächst vernachlässigt wurden, etliche fielen auch Bränden zum Opfer. Auch verfielen durch einen Mangel an Pflege zahlreiche Wanderwege, Sprungschanzen und Rodelbahnen. Der grenzüberschreitende Kammweg war in den Jahren um 1980 nur noch polnischen und tschechoslowakischen Bürgern erlaubt. Das Riesengebirge stellt heute v. a. für Urlauber aus den Niederlanden und Deutschland im Sommer wie im Winter wieder ein attraktives Reiseziel dar.
 
Besiedlung
Bis ins Mittelalter war das Riesengebirge noch nicht besiedelt. Zur Sicherung ihrer Gebiete errichteten die schlesischen Piasten damals an den nördlichen Abhängen des Riesengebirges Grenzburgen. Im Umkreis dieser Burgen siedelten sich daraufhin sächsische, fränkische und thüringische Kolonisten an, womit die Urbarmachung des Territoriums begann.

Die Besiedelung der böhmischen Seite begann erst um etwa 1793 durch Kolonisten aus dem Alpenraum, die ihre traditionellen, für den Alpenraum typischen Wirtschaftsformen mitbrachten, wie u. a. die alpine Weidewirtschaft. Die dadurch entstandenen Baudensiedlungen prägten die Landschaft im böhmischen Riesengebirge bis zum Jahr 1945.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die deutsche Bevölkerung aus dem Riesengebirge vertrieben, die Bewohner des schlesischen Teils kamen vorwiegend in den britisch und sowjetisch besetzten Teil von Deutschland. Die Bewohner des böhmischen Teils hauptsächlich in die amerikanische Besatzungszone. Daraufhin wurde die böhmische Seite des Gebirges mit Tschechen besiedelt, die schlesische mit Polen, wobei die frühere Besiedelungsdichte jedoch nie mehr erreicht wurde.
 
Geschichte
Im Mittelalter begann im Riesengebirge der Bergbau, zunächst mit Edelsteinen, später kamen Eisenerz und andere Mineralien dazu. Da für die Verarbeitung der Erze große Mengen Holz benötigt wurden, musste die Rodung des Waldes eingedämmt werden. Der 30jährige Krieg beendete die Blütezeit des Bergbaus, auf der böhmischen Seite entwickelte sich die Glaskunst.

Überwiegend in der Nähe von Bergbauden entstanden durch Rodung artenreiche Bergwiesen, die in alpiner Weidewirtschaft gepflegt wurden. Diese Art der Bewirtschaftung kam jedoch durch die Vertreibung der Sudetendeutschen ab dem Jahr 1945 fast vollständig zum Erliegen. Daher verwilderten die Bergwiesen mit der Zeit. Geblieben ist die touristische Erschließung, die sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelt hat.

Bereits alte heidnische Mythen berichteten von dem launischen Wettergott "Riebe", welcher Blitz und Donner über die Bewohner des Riesengebirges schickte. Mit der Christianisierung wurde aus diesem ein dämonischer Waldgeist. Während der folgenden Jahrhunderte sollte Rübezahl im Volksglauben sowie in Sagen noch etliche Wandlungen erfahren.
 
Besonderheiten
Die zahlreichen Bergbauden sind typisch für das Riesengebirge. Diese zumeist hölzernen Schutzhütten wurden ursprünglich von den Hirten im Sommer bewohnt und befinden sich in höheren Gebirgslagen. Ab etwa dem Jahr 1800 waren die Hütten teilweise für die ersten Wanderer von Bedeutung, weshalb viele zum Ende des 19. Jahrhunderts zu Herbergen umgebaut wurden. Teilweise wurden die alten Bauden auch durch neuere Gebäude speziell für touristische Zwecke ersetzt.

Das Riesengebirge hat auch unzählige, teils sehr eindrucksvolle Felsformationen zu bieten. Dies sind hohe Blöcke und Türme aus Granit, welche durch ungleichmäßige Verwitterung unterschiedliche Formen angenommen haben. Diese erreichen Höhen von bis zu 30 m und haben oft Ähnlichkeit mit Menschen oder Tieren.


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