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Vesuv


Der Vesuv liegt am Golf von Neapel in der Region Kampanien (Italien), 9 km von der Stadt Neapel entfernt, und ist der einzige aktive Vulkan auf dem europäischen Festland. Der Vesuv ist heute 1.281 m hoch und besteht aus den Resten eines früher bedeutend höheren, älteren Schichtvulkans (des Somma), dessen Spitze zu einer Caldera eingestürzt ist. Weiterhin aus dem sich im Inneren des Einsturzbeckens neugebildeten Kegels des eigentlichen Vesuv.
 
Geografie
Die Aktivität des Vesuv löst wiederkehrende plinianische Ausbrüche aus, deren typisches Kennzeichen das Aufsteigen einer Kilometer hohen Eruptionssäule und der rasche Ausstoß beträchtlicher Mengen vulkanischen Materials ist. Begleitet sind die großen Ausbrüche des Vulkans auch von pyroklastischen Strömen, die zu den gefährlichsten Formen des Vulkanismus gehören. Danach folgen aktive Phasen mit Eruptionen und effusiven Austritten von Lava. Der dann eintretende Ruhezustand kann viele Jahrhunderte andauern, wonach ein erneuter großer Ausbruch folgt.
 
Geologie
Der Vulkan liegt zwischen der afrikanischen und der eurasischen Kontinentalplatte über einer vulkanisch aktiven Subduktionszone und ist Teil des Vulkangürtels der Romana. Der Vesuv hat am Fuß einen Umfang von ca. 80 km und bedeckt eine Fläche von rd. 480 km² und besteht aus 2 Kegeln. Die Spitze des ursprünglichen Somma stürzte 79 n Chr. zu einer Caldera mit einem Durchmesser von etwa 4 km ein, nur der nordöstliche Teil des Kraterrandes ist noch als sichelförmiger Wall (Monte Somma) zu sehen. In der Caldera entstand als Tochtervulkan der eigentliche Vesuv-Kegel, der heute 1.281 m hoch ist. Der Monte Somma und der Vesuv sind durch das 5 km lange Tal Valle del Gigante getrennt.

Die Basis des Somma-Vesuvs liegt etwa 1.000 m unter dem heutigen Meeresspiegel, der Kegel befindet sich auf einer mehrere km starken sedimentären Abfolge des Mesozoikums und des Tertiärs. Die vulkanischen Förderprodukte beinhalten tertiäre Sandsteine, Mergel und Tone, Kalkstein-Xenolithe der Kreide und des Jura, sowie Dolomite der Trias. Zwischen den Sedimenten und dem Vulkansockel befindet sich eine Schicht grauer Campanischer Tuffe. Diese stammt aus dem benachbarten Vulkangebiet der Phlegräischen Felder stammt und ist rund 39.000 Jahre alt. Aus seismischen Messungen geht hervor, dass das Dach der Magmakammer in etwa 5,5 km Tiefe in den Trias-Dolomiten liegt.
 
Ausbrüche
Die Ur-Somma begann sich nach Veröffentlichungen des Vesuv-Observatoriums bereits vor 25.000 Jahren als Folge effusiver und schwacher eruptiver Ausbrüche zu formieren. Vor 18.300 Jahren kam es zur ersten plinianischen Eruption. Diese erzeugte eine 20 km hohe Eruptionssäule, ihre pyroklastischen Ablagerungen erreichen noch heute in einer Entfernung von 10 km eine Stärke von 6,5 m.

Mit etlichen kleineren effusiven Ausbrüchen beendete vor 16.000 Jahren die zweite plinianische Eruption diese aktive Phase. Der dritte plinianische Ausbruch leitet vor 8.000 Jahren eine neue Tätigkeitsphase ein, ihre Ablagerungen sind noch 30 km entfernt bis zu 50 cm stark. Nachdem vermutlich eine längere Ruheperiode folgte, zerstörte die vierte plinianische Eruption vor 3.800 Jahren die bronzezeitlichen Siedlungen in der Region. Der überaus starke Ausbruch war von pyroklastischen Strömen begleitet, die noch 15 km weit nachweisbar sind. Als fünfter und letzter Großausbruch wird schließlich die Pompeji-Eruption am 24. August 79 n Chr. gezählt, mit dieser begann die bis heute anhaltende postplinianische Aktivitätsphase. Bei der Pompeji-Eruption wurden die Orte Pompeji, Herculaneum, Oplontis und Stabiae fast völlig unter Staub- und Aschemassen begraben, der Ausbruch traf die Anwohner unvorbereitet.

In den 18 Stunden des Ausbruches hatte der Vesuv über als 10 Milliarden t Bimsstein, Felsgesteine und Asche ausgeworfen. Die Pompeji-Eruption erreichte schätzungsweise einen Wert von 6 auf der Vulkanexplosivitätsindex-Skala. Ascheregen und pyroklastische Ströme türmten eine bis zu 20 m hohe Schicht über den zerstörten Ortschaften auf. Die Gesamtzahl der Todesopfer wird mit bis zu 5.000 angegeben, die Überreste von 1.150 Menschen sind allein in Pompeji ausgegraben worden. Das vulkanische Material verfestigte sich im Laufe der Zeit zu einer harten, durchgehenden Masse von Tuffstein.

Die Pompeji-Eruption leitete die letzte postplinianische Phase ein, die bis heute andauert. Der Vulkan war bis zum späten Mittelalter aktiv, die Berichte sind jedoch teilweise unsicher und bruchstückhaft. Der Geschichtsschreiber Cassius Dio erwähnte einen Ausbruch im Jahr 203, weitere größere Ausbrüche sind in den Jahren 472 und 512 bezeugt. Während der Ostgotenherrschaft schildert ein Brief von König Theoderich des Großen die Aktivität des Vesuvs im Detail. Auch Prokopios von Caesarea beschreibt ihn in seinem Gotenkrieg. Für das Jahr 1139 berichtet eine Chronik aus Benevent, der Vesuv habe 8 Tage lang Feuer und Flammen ausgeworfen, ab dem 14. Jahrhundert ging die vulkanische Aktivität zurück. In der Mitte des 16. Jahrhunderts galt der Vulkan als erloschen.

Im Jahr 1631 erwachte der Vesuv wieder mit dem stärksten Ausbruch seit dem Untergang von Pompeji, der sich bereits mit einem Erdbeben im Juli angekündigt hatte. Ende November hob sich der Boden des Kraters an, der Grundwasserspiegel änderte sich. Der Ausbruch begann morgens am 16. Dezember mit explosiven Ausstößen von Lava und Aschewolken. Am Morgen des folgenden Tages wurde der Gipfel des Vesuvs weggesprengt, ein Schlammstrom floss am Westhang bis zum Meer. Aus den Rissen an den Bergflanken traten Lavaströme aus. Der Ausbruch war von heftigen Erdbeben und starken Flutwellen begleitet und dauerte bis zum 18. Dezember an. Mit kleineren Erdstößen und Ascheauswürfen setzte sich die Eruption bis Anfang des Jahres 1632 fort, die etwa 4.000 Menschen den Tod brachte.

Vom 17. bis zum 20. Jahrhundert brach der Vulkan noch etwa 20 Mal aus, darunter waren 8 größere Ausbrüche zu verzeichnen. Beim stärksten Ausbruch seit 1631, im April 1906, starben 105 Menschen in der Kirche von San Guiseppe, als das Gebälk einstürzte. Bei der Eruption brach die Kegelspitze des Berges ab und der Vulkan verlor etwa 200 m an Höhe. Im Jahr 1929 wurden die Dörfer Pagano und Campitelli vollkommen zerstört.

Im Frühjahr 1944 bracht der Vesuv letztmalig aus, trotz Evakuierung von 12.000 Personen starben dabei 26 Menschen. Auf dem Militärflughafen "Pompeii Airfield" in Terzigno zerstörten die Tephrafälle etwa 80 B-25-Bomber der United States Army Air Forces. Dies war der größte Verlust an Maschinen, den die US-amerikanischen Luftstreitkräfte im 2. Weltkrieg erlitten haben.

Seither ist der Vulkan ruhig, es werden nur eine fumarolische Tätigkeit und leichte Beben verzeichnet. Jedoch ist der Vesuv nicht erloschen und bleibt weiterhin gefährlich. Obwohl neuere Erkenntnisse darauf hinweisen, dass die Magma-Kammer des Vesuv wieder erwacht, sind laut der Umweltorganisation Legambiente in den letzten 20 Jahren allein in der "roten Zone", einem 200 km² großen Gebiet der höchsten Gefährdungsstufe bei einem Ausbruch, illegal 50.000 Häuser neu gebaut worden.
 
Natur
Zur Bewahrung und Pflege des Gebietes am Vesuv wurde am 05.06.1995 in der Provinz Neapel der 8.482 ha große "Parco Nazionale del Vesuvio" gegründet, der 13 Gemeinden umfasst. Zum Park gehören auch 2 Schutzgebiete: Das Biosphärenreservat Somma-Vesuvio und Miglio d'Oro, in dem auch das verschüttete Pompeji liegt, sowie das 1.000 ha große Waldreservat Tirone Alto Vesuvio am Kratergürtel.

Das Gebiet des Parks ist dicht besiedelt, die Bebauung reicht bis auf 700 m Höhe, in der Land sind der Wein- und Obstanbau vorherrschend. Die Hänge des Vesuv sind trocken, eine grausilbrige Flechte bereitet den Boden darauf vor, dass weitere Pionierpflanze angesiedelt werden können. Auf dem feuchteren Somma finden sich Mischwälder aus Kastanien, Eichen, Erlen, Ahorn, Steineichen und Birken (eine Rarität im Mittelmeergebiet).
 
Tourismus
Bereits seit der frühen Neuzeit zog der Vesuv auch Touristen an, der früheste Reisebericht stammt aus dem Jahr 1501. Jedoch erst nach dem Ausbruch von 1631 erwachte das Interesse eines breiteren Publikums, erste Exkursionen gab es bereits wenige Monate danach. Um 1700 gehörte der Vesuv zum klassischen Programm der Grand Tour, Mitte des 18. Jahrhunderts war die Besteigung des Vulkans fester Programmpunkt eines Aufenthaltes in Neapel.

Auch Goethe hat auf seiner Italienreise während des Aufenthaltes in Neapel die Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum besucht. Im März des Jahres 1787 bestieg er den Vesuv mehrfach und drang dabei sogar in die Nähe eines aus dem Krater kommenden Lavaflusses vor.

Die Besteigung folgte seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts einer festen Route, die einen ersten touristischen Massenpfad darstellte. Ab 1880 konnten die Besucher mit der Standseilbahn beinahe bis zum Gipfel des Vesuv fahren, 1888 wurde das Geschäft mit dem Vulkan-Tourismus noch um eine Schmalspurbahn und ein Hotel erweitert. Die Standseilbahn wurde 1903 durch eine teils als Zahnradbahn ausgelegte Bahn ersetzt. 1906 wurden die Bahnstrecken beim Ausbruch des Vulkans beschädigt, nach der Eruption von 1944 wurde der Bau einer Autostraße bis auf 1.000 m sowie einer Sesselbahn beschlossen. Der Betrieb der Sesselbahn wurde 1984 eingestellt, da die Kapazität für den Touristenandrang nicht ausreichte und Querwinde den Betrieb oft verhinderten. Heute erreicht man den Krater nach Ende der Autostraße auf 1.017 m über einen Fußweg.
 
Geschichte
Das vulkanisch aktive Gebiet am Golf von Neapel galt in der Antike als eine Landschaft, die Verbindung zur Unterwelt hatte. Die Phlegräischen Felder in der Nähe des Vesuv wurden als Wohnungen der Giganten und des Feuergottes Vulcanus angesehen. Der benachbarte Avernersee war für Aeneas und Odysseus der Einstieg zum Totenreich. Im Mittelalter war der Vesuv auch für die Gelehrten mit dem Jenseits verbunden. So erzählte Petrus Damiani im 11. Jahrhundert von Dämonen, die im Vulkan das Feuer für die Verdammten schüren. Nachfolgend wurde der Vesuv zum sichtbaren Beweis für die Existenz des Fegefeuers bzw. zum Eingang zur Hölle.

Bereits im 17. Jahrhundert begann die naturwissenschaftliche Erkundung des Berges und es begann eine Forschungsreihe, durch die der Vesuv als der am besten untersuchte Vulkan der Erde gilt. Im 18. Jahrhundert veröffentlichten Giovanni Maria Della Torre und Giuseppe Maria Mecatti vielbeachtete Forschungsberichte, die zu den Grundlagen der Vulkanologie zählen. Der britische Diplomat William Hamiltons erforschte die italienischen Vulkane von 1764 bis 1799 und ließ sich eine Beobachtungsstation bauen. Er widmete sich als einer der ersten der Vorhersage von Ausbrüchen und dem Katastrophenschutz. Erst mit den Veröffentlichungen von Alexander von Humboldt erweiterte sich der Blickwinkel und der Vesuv wurde zu einem Vulkan unter vielen. Dennoch verlor der Vesuv seine Bedeutung für die Wissenschaft nicht, von dem Vesuv-Observatorium aus wird seine Tätigkeit bis heute intensiv überwacht und lückenlos aufgezeichnet.
 
Besonderheiten
Die Bezeichnung "plinianische Eruption" bezieht sich auf Plinius den Jüngeren. Der spätere römische Senator beobachtete und beschrieb den letzten Großausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr., bei dem die antiken Städte Pompeji, Herculaneum und Stabiae verschüttet wurden. Die Vulkanologie verwendet heute den Begriff als allgemeines Klassifikationsmerkmal. Im 20. Jahrhundert brachen mehrere Vulkane in plinianischen Eruptionen aus, so u. a. der Mount St. Helens im Jahr 1980 und der Pinatubo 1991.


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