Graff, Sigmund
Das Beste und Schönste einer Reise wird daheim erlebt: Teils vorher, teils nachher
Das Fernsehen unterhält die Leute, indem es verhindert, daß sie sich miteinander unterhalten
Das Mißliche am Karneval ist, daß er im Kalender steht, d.h., abgejubelt werden muß
Der Aphorismus ist so etwas wie ein Hofnarr der Poesie. Er nähert sich der Wahrheit gern durch Sprünge und Kapriolen
Der Aphorismus will nicht Dumme gescheit, sondern Gescheite nachdenklich machen
Der Charme ist die Chance der Häßlichen
Der einzige "Gewaltverzicht" sind leere Kasernen
Der Fortschritt schraubt sich selbst immer höher: das Bedenkliche ist nur, daß der Mensch an ihm festgeschraubt zu sein scheint
Der Grund jeder Revolution ist eine Unzufriedenheit mit der Zufriedenheit anderer
Die Ärzte verzeihen uns jeden Lebenswandel, der in ihr Wartezimmer führt
Die erotische Bedeutsamkeit des Automobils wird offenbar, wenn man darauf achtet, wie viele große und elegante Wagen von häßlichen Leuten gefahren werden
Die Feigheit tarnt sich am liebsten als Vorsicht oder Rücksicht
Die Freundschaft ist eine Kunst der Distanz, so wie die Liebe eine Kunst der Nähe ist