Norderney
Die Insel ist ausgehend von Westen die dritte der sieben bewohnten und zu Niedersachsen gehörenden Ostfriesischen Inseln. Gemessen an der Gesamtfläche von 26,3 km² ist Norderney die zweigrößte der in der Deutschen Bucht dem niedersächsischen Festland zwischen Ems- und Wesermündung vorgelagerten Inseln. Die Einwohnerzahl lag mit Stand vom 31.12.2007 bei 5.986. Verschiedene Bereiche in der Mitte der Insel sowie der gesamte östliche Teil gehören zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.
Norderney heißt auch die gleichnamige Stadt, die zusammen mit dem Hafen und dem angrenzenden Gewerbegebiet den ganzen westlichen Teil der Insel einnimmt. Sie gehört zum Landkreis Aurich und ist die größte Siedlung auf einer der Ostfriesischen Inseln. |
Geografie Norderney erstreckt sich auf einer Länge von ca. 14 km in Ost-West-Richtung. An den breitesten Stellen und in der Inselmitte misst die Ausdehnung von Norderney bis zu 2,5 km in Nord-Süd-Richtung. Somit ist Norderney die neuntgrößte der deutschen Inseln und nach Borkum die zweitgrößte der Ostfriesischen Inseln. Auf der gesamten Nordseite erstreckt sich ein Sandstrand, der im Stadtgebiet von einem Inseldeckwerk gesäumt ist. Dieses dient dem Schutz der Insel vor Hochwasser und Sturmfluten und zudem als Fußgängerpromenade. |
Geologie Bedingt durch die starke Gezeitenströmung aus nördlicher und westlicher Richtung driftet die Insel in östliche Richtung ab. Durch das ab 1858 erstmals angelegte Inseldeckwerk konnte der westliche Inselkopf gegen die Gezeitenkräfte gesichert werden. Dagegen gewann der östliche Teil von Norderney in den vergangenen 200 Jahren ca. 5 bis 6 km Länge hinzu. Der höchste natürliche Punkt von Norderney ist die Walter-Großmann-Düne, wobei es sich um eine im Bereich der Weißen Düne in der Inselmitte gelegene Sanddüne mit einer Höhe von 24,4 m handelt. Die durchschnittliche Höhe der Insel beträgt ca. 3 bis 5 m, auf einigen höheren Dünen, die zwischen 10 und 20 m hoch sind, wurden im Laufe der Zeit Aussichtsplattformen eingerichtet. Bedingt durch die geologischen Verhältnisse konnte sich auf Norderney eine Süßwasserlinse herausbilden. Die Größe der Insel sorgt dafür, dass auf Norderney jährlich vom Wasserwerk und dem Pumpwerk Weiße Düne etwa 900.000 m³ Trinkwasser gefördert werden können. Das Trinkwasser der Insel gilt als besonders rein, da es keine Verunreinigungen durch versickernden Dünger, Abwässer usw. erfährt. Um einer Versalzung der Süßwasserlinse vorzubeugen, wurden im Laufe der Zeit die Randdünen der Insel verstärkt. Dies soll ein Eindringen von Salzwasser und eine damit einhergehende Zerstörung der Linse vorbeugen. |
Klima Norderney liegt im Bereich des gemäßigten, sommerkühlen und vom Golfstrom beeinflussten Hochseeklimas und somit im direkten Nordsee-Einfluss. Es herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit bei geringen Temperaturschwankungen. Durchschnittlich liegen im Sommer die Temperaturen unterhalb und im Winter oberhalb der auf dem Festland gemessenen Werte. Das Seeklima auf der Insel wird im Gesamten durch den vorherrschenden Westwind geprägt. Im Frühjahr und Herbst kommen häufig Stürme vor, die zumeist mit einer Sturmflut einhergehen. Dabei können sich die Wellen bis zu 10 m hoch auftürmen und Winde werden in Orkanstärke gemessen. Die Wassertemperatur schwankt zwischen 5 °C im Winter und bis über 20 °C in sehr warmen Sommern. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt im Mittel bei 8,7 °C, wärmste Monate sind Juli und August mit einer durchschnittlichen Temperatur von über 18 °C. Bei entsprechenden Windverhältnissen können Temperaturen von über 30 °C erreicht. Der Januar ist der kälteste Monat mit durchschnittlich 1,1 °C. Die jährliche mittlere Niederschlagsmenge auf der Insel liegt bei ca. 770 mm, regenreichster Monat ist mit 87,6 mm der November. Am regenärmsten ist der Februar mit nur 40,7 mm, durchschnittlich gibt es monatlich 11,5 Regentage. Die mittlere Sonnenscheindauer liegt mit 1.630 Stunden jährlich über dem deutschen Mittelwert. |
Natur Wie alle Ostfriesische Inseln entstand Norderney nicht aus der Landmasse, sondern ist im Laufe der Zeit aus von der Meeresströmung angespültem Sand gewachsen. Daher war die ursprüngliche Oberfläche und Pflanzenwelt von Norderney karg und mit ärmlicher Vegetation. Während der Jahrhunderte bildeten sich durch Wind und Erosion mehrere Dünenketten. Diese konnten nach und nach von Pflanzen bewuchert werden, wobei man verschiedene Vegetationszonen unterscheidet. In den Vordünen gedeihen Pionierpflanzen wie die Strandquecke oder der Meersenf, wenn sie salzfrei bleiben auch Gewöhnlicher Strandhafer und Strandroggen. Die Graudünen zur Inselmitte hin sind überwiegend mit Sanddorn, der Kriech-Weide sowie Gräsern und Flechten bewachsen, in den Dünentälern trifft man auf kleinere Moore und Salzsümpfe wo u.a. Sonnentau, Königsfarn, Beerensträucher und Dünen-Steifmütterchen gedeihen. Zur Wattseite hin sind am häufigsten die Salzpflanzen Queller und Strandschwingel anzutreffen. Insgesamt gibt es auf Norderney über 500 verschiedene Pflanzenarten. Durch gezielte Aufforstung entstanden ab dem 18. Jahrhundert kleinere Waldgebiete. Die Tierwelt auf Norderney ist sehr artenreich, v. a. im östlichen Teil der Insel rasten große Vorkommen an Zugvögeln, wobei das Wattenmeer den riesigen Vogelschwärmen als reichhaltige Nahrungsquelle und Norderney als Brutgebiet dient. Rund 95 Vogelarten brüten insgesamt auf der Insel Norderney. Neben Fasanen und einigen Rehen sind auf Norderney auch verwilderte Kaninchen zu sehen, mit Seehunden und Kegelrobben gibt es auch 2 Säugetierarten, weiterhin sind ca. 70 Fischarten um die Insel herum beheimatet. Im Wattenmeer leben darüber hinaus mehrere Wurmarten, bekanntester Vertreter ist hier der Sandpierwurm. |
Geschichte Vor ca. 10.000 Jahren erstreckte sich das Festland noch weit in die Nordsee hinein, als Folge der Eisschmelze nach der letzten Eiszeit begann vor etwa 7.500 Jahren eine Überflutung des Gebietes. Dieses bildet die heutige Deutsche Bucht. Durch die von Westen kommende Strömung und den Wind lagerte sich um die Zeitenwende Sand ab. Dieser häufte sich während der nächsten Jahrhunderte zu Sandbänken auf, die auch bei Flut nicht mehr überschwemmt wurden. Sie bildeten einen idealen Boden für verschiedene Pflanzen, dieser Bewuchs förderte die Bildung von Dünen und begünstigte so das Wachstum der Insel. Man geht davon aus, dass sich etwa um das Jahr 800 die große Insel Bant dem Festland vorgelagert befand, die durch die große Flut vom 01.11.1170 auseinanderbrach. Hierdurch entstanden die Inseln Borkum, Juist und Buise, wobei Buise wohl durch die 2. Marcellusflut vom 15. bis 17.01.1362 auseinander gerissen wurde. Die Inseln Bant und Buise wurden in der Folgezeit immer kleiner und versanken bedingt durch die Petriflut vom 22.02.1651 endgültig in der Nordsee. Norderney wurde erstmals in einer Urkunde vom 11.09.1398 erwähnt, als eigenständige und zusammenhängende Insel existiert sie erst ab ca. Mitte des 16. Jahrhunderts, das Inseldorf entwickelte sich ab 1688 an. Die Veränderung vom reinen Fischerdorf zum Kurort und später zum Staatsbad folgte dann im 19. Jahrhundert. |
Tourismus Die Hauptwirtschaftszweige von Norderney sind das Nordseeheilbad und der Fremdenverkehr. Heute werden über 400.000 Besucher und Kurgäste pro Jahr auf der Insel gezählt. Die Insel bietet zahlreiche Rad- und Wanderwege sowie ein großes Sport- und Wellnessangebot. |
Verkehr Vom Hafen Norddeich Mole aus ist die Insel Norderney mit einer der 5 im Linienverkehr befindlichen FRISIA-Autofähren zu erreichen. Die Nachbarinseln Juist, Baltrum, Langeoog und Borkum können mit Ausflugsschiffen erreicht werden. Weiterhin wird die ca. 70 km entfernte Hochseeinsel Helgoland angesteuert. Für das Jahr 2009 steht noch offen, ob es wieder eine Verbindung von den Ostfriesischen Inseln nach Helgoland mit einem Katamaran geben wird. Für die Dauer des Inselaufenthaltes können Autos auf dem Festland in entsprechenden Garagen untergebracht oder per Autofähre mitgenommen werden. Auf der Insel können diese dann auf dafür vorgesehenen Stellplätzen geparkt werden. Der Autoverkehr ist seit dem Jahr 1953 von April bis Oktober und zwischen Weihnachten und Neujahr stark eingeschränkt. Hierdurch sollen Kurgäste u.a. vor unnötigem Verkehrslärm geschützt werden. Die Schutzzonen des Nationalparks unterliegen besonderen Schutzvorschriften und dürfen weder mit dem Auto noch mit dem Fahrrad befahren werden. Auch dürfen Fußgänger die markierten Wanderwege nicht verlassen, um möglichst die Tier- und Pflanzenwelt der Insel nicht zu stören. Im Norderneyer Hafen befinden sich neben den beiden Fährbrücken für die großen Autofähren noch eine Personenbrücke, über die der Ausflugsverkehr zu den Nachbarinseln, ins Wattenmeer und für die Verbindung Norderney-Helgoland abgewickelt wird. Neben den Anlegeplätzen für die Fährverbindung und der staatlich unterhaltenen Flotte können auch Privatpersonen den Hafen von Norderney ansteuern. Auf Norderney ist der Öffentliche Personennahverkehr bedarfsgerecht ausgebaut, für die Personenbeförderung stehen auch Taxen zur Verfügung. Weiterhin besitzt Norderney in der Inselmitte einen gut ausgebauten Verkehrslandeplatz für die allgemeine Luftfahrt mit einer 1.000 m langen Asphaltlandebahn. Mit Linien- und Charterflügen werden Ziele in Schleswig-Holstein, auf den anderen Ostfriesischen Inseln und auf dem niedersächsischen Festland bedient. |
Besonderheiten Auf der Insel Norderney gibt es einen eigenen Radiosender, der im August 1986 zunächst als Piratensender seinen Sendebetrieb aufnahm, wobei mehrere Stunden Musik gesendet wurden. Seit dem Jahr 1994 besitzt der SturmWellenSender Radio SWS eine offizielle Sendegenehmigung und sendet seit 2003 aus dem einzigen Strandstudio Deutschlands. 2006 wurde am Hafen ein altes Bootshaus erworben und zu einem Medienhaus umgestaltet, wo die Redaktion des Radiosenders heute ansässig ist. In der Hauptsaison von Mai bis Oktober hat der Sender insgesamt durchschnittlich 3.500 bis 9.000 Zuhörer. |