Recklinghausen

Basisdaten:

Einwohnerzahl:: 121.521 (31. Dez. 2006)
Fläche: 66,4 km²
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Münster
Kreis: Recklinghausen

Geographie:

Die Stadt liegt am Nordrand des Industrie-Reviers im sog. Emscherland auf der zur Emscherniederung sanft abfallenden Südabdachung der Lippe-.Emscher-Platte. Die höchste Erhebung im Stadtgebiet ist mit 124 m ü. NN der Rodelberg, die tiefste Stelle liegt mit 43 m ü. NN bei der Schule in der Karlstraße.

Die größte Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt in West-Ost-Richtung 9,5 und in Nord-Süd-Richtung 10,9 km, der Umfang des Stadtgebietes beträgt 43 km.

Klima:

Die Niederschlagsmenge liegt bei durchschnittlich 797 mm jährlich, die Durchschnittstemperatur bei 10,0 °C. Am kältesten ist es im Januar mit 2,4 °C, am wärmsten ist der Juli mit durchschnittlich 18,3 °C. Der meiste Niederschlag fällt im Juni mit 88 mm, der wenigste im Februar mit 47 mm.

Stadtgliederung:

Recklinghausen besteht aus der Kernstadt und 13 Stadtteilen.

Geschichte:

Die Ersterwähnung der Stadt geht auf das Jahr 1017 zurück. Ab 1150 wird die Stadt Mittelpunkt des sog. "Vest Recklinghausen", einem Gerichts- und Verwaltungsbezirk für das gesamte Umfeld. Im Hochmittelalter entwickelte sich südlich der Petruskirche eine befestigte, sich schnell entwickelnde Marktsiedlung mit gitterförmigem Straßennetz. Recklinghausen dient seit Ende des 12. Jahrhunderts als zentraler Ort für kölnische Hochgerichtsbarkeit, ebenso für den Kleingau und Pfarrsprengel zwischen Emscher und Lippe. 1236 erfolgt die steuerrechtliche Privilegierung durch den Erzbischof Heinrich von Müllenark, jedoch ohne ausdrückliche Verleihung der Stadtrechte.

Auch das Siegel- und Münzprägerecht wurde bereits im 13. Jahrhundert belegt, von 1253 datiert der älteste Siegelabdruck des Recklinghäuser Stadtsiegels. Aus dem Jahr 1256 stammt die urkundliche Erwähnung eines Rathausgrundstücks am Marktplatz westlich der Petruskirche. 1296 wird die ringförmige Stadtmauer zerstört und danach wieder aufgebaut. Während seiner Geschichte wird Recklinghausen auch mehrfach von Stadtbränden heimgesucht und durch Kriege schwer getroffen. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts entwickelt sich eine Bürgermeister- und Ratsleuteverfassung mit eigener kommunaler Gerichtsbarkeit. Die Hansemitgliedschaft ging von 1316 bis 1618. Die Städtische Lateinschule (seit 1421 belegt) ist älteste Bildungsanstalt in Recklinghausen. Finanzielle Nöte des Erzstifts Köln führten zur Verpfändung von Stadt und Vest Recklinghausen von 1446 - 1576.

1508 erfolgt ein zweiter Rathausbau nach einem verheerenden Stadtbrand im Jahr 1500, ein weiterer Rathausbau auf demselben mittelalterlichen Grundstück geht auf das Jahr 1847 zurück. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts war Recklinghausen dauerhaft Amtssitz kurkölnischer Statthalter. 1736 wird die heutige Heilig-Geist-Kirche gebaut.

Im Jahr 1802/1803 erfolgt noch vor Inkrafttreten des sog. Reichsdeputations-Hauptschlusses der Übergang von Stadt und Vest Recklinghausen an dem Herzogtum Arenberg als Ausgleich für territoriale Verluste im belgisch-wallonisch-rheinischen Raum. Dabei steht Recklinghausen im Range einer Residenzstadt. Zugleich beginnt die französisch-rechtliche Reformierung von Verwaltung und Justiz mittels einer schrittweisen Rezeption der 5 napoleonischen Gesetzbücher, einschließlich des Personenstandwesens. Von 1811 - 1813 schließt sich eine Zugehörigkeit zum Großherzogtum Berg an. Mit der Rechtswirkung der Wiener Schlussakte erfolgt 1815 die Eingliederung in den preußischen Staatsverband, im Folgejahr dann die Eingliederung in die preußische Provinz Westfalen, in den Regierungsbezirk Münster und in den Kreis Recklinghausen. Seit 1816 existiert auch ein Land- und Stadtgericht Recklinghausen. Die traditionelle, kirchliche Zugehörigkeit zum Erzbistum Köln endet erst im Jahr 1821 mit der Neuordnung und dem Neuzuschnitt katholischer deutscher Kirchenprovinzen.

Seit 1821 liegt Recklinghausen somit im Einzugsbereich des Bistums Münster. 1842 beginnt der preußische Chausseebau in Süd-Nord-Richtung mit Streckenführung über Bochum-Herne -Recklinghausen, später auch nach Haltern. Von 1844 - 1845 gehört die Stadt Recklinghausen zum gleichnamigen Amt. 1837 wird die reformierte preußische Städeordnung in Recklinghausen eingeführt, seit 1851 besteht ein Kreisgericht für den Kreis Recklinghausen und Lüdinghausen, mit dem Jahr 1879 ist Recklinghausen Sitz eines preußischen Amtsgerichts. Seit 1890 existiert ein vom Ortsverein getragenes Heimatmuseum, im selben Jahr wird auch das Stadt- und Vestische Archiv mit territorialgeschichtlich reichhaltiger Altüberlieferung gegründet. 1895 setzte eine flächendeckende Kanalisierung und Gasversorgung ein, gefolgt von Elektrifizierung privater Haushalte ab 1905. Moderner Nahverkehr entwickelt sich seit 1898 durch die Straßenbahnlinie Recklinghausen-Herne und Reckling-Wanne-Eickel.

1901 erfolgt nach Überschreiten der Einwohnerzahl von 30.000 die Einrichtung eines selbständigen Stadtkreises Recklinghausen. Dieser hat das Recht, einen Oberbürgermeister zustellen. Recklinghausen wird als kreisfreie Stadt aufrechterhalten bis zur kommunalen Gebietsreform 1974/75. Im Jahr 1905 wird entlang der Nordgrenze des Ruhrgebietes die Strecke Hamm-Recklinghausen-Osterfeld eröffnet, seit 1914 besteht eine Hafenanlage mit Anschluss an den Rhein-Herne-Kanal.

1908 wird das neue Rathaus bezogen, im gleichen Jahr wird auch das neue Stadtwappen eingeführt. Seit Ende 1922 ist Recklinghausen Amtssitz eines Polizeipräsidiums, welches 1945 aufgelöst wird. Die Wiedereinrichtung erfolgt 1953 mit der Neuordnung des staatlichen Polizeiwesens im Land Nordrhein-Westfalen. 1926 wird die Eingemeindung vorindustrieller Kirchdörfer und Bauernschaften entlang der west-östlichen Stadtgrenze vollzogen. 1933 erfolgt Bau der Trabrennbahn in Recklinghausen-Hillerheide.

Von Mai 1945 - April 1946 regiert ein amtiert ernannter (nicht bewählter) Bürgermeister mit Verwaltungsbeirat die Stadt. Der 2. Weltkrieg bringt der Stadt unterschiedlich starke Kriegszerstörungen im Stadtgebiet durch Luftkriegseinwirkung 1944/45, insbesondere im Bereich der Altstadt sowie im sog. Nordviertel (verursacht durch großen Tagesangriff Ende März 1945). Am 01.04.1946 tritt die revidierte Deutsche Gemeinde-Ordnung nach englischem Vorbild in Kraft, seit Juli 1946 besteht die Zugehörigkeit zum Land Nordrhein-Westfalen. Im Oktober 1946 finden erstmals freie und demokratische Kommunalwahlen statt. Seit 1947 ist Recklinghausen Austragungsort der sog. Ruhrfestspiele. Im Jahr 1949 wird Recklinghausen zur Großstadt, die höchste Einwohnerzahl war im Jahr 1960 mit 132.000 Menschen.

Von 1950-1953 erfolgt die Errichtung der sog. ECA-Siedlung in Recklinghausen-Schimmelsheide, konzipiert aus Wohnungsbauprogramm für Bergleute mit Fördermitteln des sog. Marshall-Plans (515 Eigenheime, 655 Wohnungen). 1956 folgt die Eröffnung des Ikonenmuseums aus reichhaltigen Beständen privater Sammler, die Wiedereröffnung nach Umbauten erfolgt 1990. Von 1963-1991 ist Recklinghausen NATO-Garnison britischer Instandsetzungseinheiten (sog. Preston Barracks auf dem Gelände des ehem. Reichsbahnausbesserungswerkes in Recklinghausen-Ost). Die Krise montanindustrieller Monostruktur setzt mit Schließung der Zechen "König Ludwig" (1965) und "Recklinghausen II" (1974) ein. Die Stillegung des Verbundbergwerkes "Blumenthal/Haard" beendet 137 Jahre Steinkohlebergbau in Recklinghausen, ein Strukturwandel ist seit den 80er Jahren in vollem Gange. 1999 erfolgt die erstmalige Umsetzung und Anwendung der nordrhein-westfälischen Kommunalverfassungs-Reform vom Mai 1994 mit Direktwahl des Bürgermeisters als Hauptverwaltungsbeamten.

Im Jahr 1995/96 erfolgt die Eröffnung der Abteilung Recklinghausen der Fachhochschule Gelsenkirchen, seit 1999 mit modernem eigenem Zweckbau (Fächerschwerpunkte: Wirtschaftsrecht, Ingenieur- und angewandte Naturwissenschaften). Seit Ende 1996 existiert mit rund 130 Musikern die "Neue Philharmonie Westfalen". Die Einweihung des Museums "Strom und Leben" im ehemaligen VEW Umspannwerk Recklinghausen geht auf das Jahr 2000 zurück.

Sehenswürdigkeiten:

Postgeschichtliches Museum Recklinghausen
Ikonen-Museum
Vestisches Museum
Kunsthalle Recklinghausen
Umspannwerk Recklinghausen
Propsteikirche St. Peter
Stadtmauer
Engelsburg
Rathaus
Ruhrfestspielhaus
Ziegelsteinskulptur des dänischen Künstlers Per Kirkeby


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