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Führungspraxis


2.3 Führungsgrundsätze


Aus den soziologischen und psychologischen Erkenntnissen, insbesondere aus der Bedürfnisstruktur und Personalnatur des Menschen lassen sich viele Grundsätze für die Führungspraxis ableiten. Der für uns eigentlich entscheidende Grundsatz steht schon in Artikel 1 unseres Grundgesetzes. Hier heißt es: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Und nicht nur der staatlichen Gewalt! Die Personenwürde gilt es immer und überall zu wahren. Das sollte für jeden normal denkenden Menschen selbstverständlich sein.

Sicher ist es wichtig, ehrlich, gerecht und konsequent zu sein. Weiterhin, keine leeren Versprechungen zu machen, andere an dem auch für sie bedeutenden Geschehen teilhaben zu lassen und nicht alles selber machen zu wollen. Man sollte - gerade als Führungskraft - stets eine klare Linie zeigen. Hingegen sollte man Überheblichkeit, Unbeherrschtheit und Voreingenommenkeit als die großen Schwächen beim Umgang mit anderen Menschen möglichst unterdrücken. In diesem Fall ist "Druck" ausnahmsweise gestattet. Wie schwer sind Menschen zu ertragen, die hochnäsig sind, die brüllen und schreien, die "Scheuklappen" tragen und "Einbahnstraße" fahren? Verhalten sich Führungskräfte noch so, dann kann es früher oder später in dieser oder jener Form "knallen", nötigenfalls sogar veranlaßt durch die unterstellte Person. Dies vor allem dann, wenn sie tüchtig ist. Anstelle der genannten Schwächen sollte man mehr Selbstkritik üben. All das ist sicher unstrittig.

So könnte man noch viele Führungsgrundsätze entwickeln. Sie alle zu behalten, in einer konkreten Situation im Bewußtsein zu haben und dann noch genau zu beachten, ist für den Menschen, der ja immer ein bestimmtes Maß an Unvollkommenheit hat, praktisch unmöglich. Deshalb gilt es, Führungsgrundsätze aufzustellen, die man sich leicht einprägen kann, deren man sich bewußt ist, wenn es "darauf ankommt". Nächstenliebe ist zweifelsohne eine gute Sache und Eigenschaft. Was bedeutet sie aber in einer bestimmten Lebenssituation, wie ist sie richtig zu verwirklichen? Wie ich meine, sind mehr konkrete, praxisbezogene Grundsätze erforderlich, die zugleich für jedermann verständlich und akzeptabel sind. Hier sind die Grundsätze:

1. Jeden Menschen ernst nehmen!

2. Jeden Menschen in seiner Eigenart achten!

3. Jedem Menschen etwas Positives zutrauen!



Diese drei Grundsätze klingen mit Sicherheit gut, sind menschenfreundlich. Bitte, prüfen Sie ihre Richtigkeit, indem Sie sich selbst fragen, ob Sie danach behandelt und geführt werden möchten! Die drei Grundsätze sind leicht zu behalten. Wir wollen ihnen gegenüber aber kritisch sein. Deshalb stellen wir uns zwei Fragen:

1. Stimmt die Reihenfolge der Grundsätze?

2. Wie sind sie in der Praxis zu verwirklichen?

Die erste Frage läßt sich meines Erachtens mit einem Ja beantworten. Begründung: Zunächst einmal muß man einen anderen Menschen akzeptieren, für ernst und voll nehmen. Das ist notwendig, um zu ihm ein angemessenes Kontakt- und Vertrauensverhältnis zu finden. Dies wiederum ist unabdingbare Voraussetzung, um den anderen richtig - auch mit seinen "Eigenheiten und Mucken" - kennenzulernen. Dieses Kennenlernen ermöglicht erst, ihm die richtigen Aufgaben und Anforderungen zu stellen, die seiner individuellen Veranlagung entsprechen. Die hier vertretene Meinung braucht man aber nicht zu teilen. Entscheidend ist, daß die genannten Grundsätze befolgt werden.


Die Beantwortung der zweiten Frage wird eigenen Überlegungen sowie Gesprächen in Gruppen und Arbeitskreisen überlassen. Das hat den Vorteil, daß man sich im Sinne der Führungsgrundsätze mehr aktiviert. Denn es lohnt sich, sie in die Praxis umzusetzen. Damit diesbezügliche Überlegungen erleichtert werden, seien noch einige Ergänzungsfragen angefügt.

Zu Grundsatz 1: Soll man mit "Du" oder "Sie" führen? Welche persönliche Anrede ist zweckmäßig (Herr Egon Müller, Herr Müller, Herr Egon oder Egon, haben Sie ...)? Wie ist die eigene innere Einstellung zu anderen Menschen? Wie verhält es sich mit dem Zuhörenkönnen? Soll und kann man sich beraten und belehren lassen? Und das noch als Führungskraft? Wie soll man sich bei Bitten, Wünschen und sonstigen persönlichen Anliegen verhalten?

Zu Grundsatz 2: Ist man wirklich in der Lage, sich in den Standpunkt, in die Anschauungen und Ansichten anderer Menschen hineinzuversetzen? Hat man in diesem Fall Verständnis für die Eigenarten und Gewohnheiten eines anderen Menschen? Zum Beispiel für recht ausgefallene Hobbies? Wie verhält man sich, wenn andere Personen Vorschläge oder Einwendungen machen? Wie, wenn diese Vorschläge besser sind als die eigenen? Wie, wenn diese Einwendungen einem überhaupt nicht "in den Kram passen"?

Zu Grundsatz 3: Wie verhält es sich mit dem eigenen Vertrauen zu anderen Menschen? Warum soll man anderen Menschen auch etwas Positives zutrauen? Ist man wirklich imstande, andere Menschen auch recht wichtige Dinge tun zu lassen? Oder tendiert man dahin, im Grunde alles selber machen zu wollen? Wie verhält man sich, wenn andere Personen Fehler machen? Kann man Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen in angemessener, auch menschengemäßer Weise delegieren? Was ist von arbeitsteiliger Führung zu halten? Ist die eigene Teamfähigkeit hinreichend entwickelt?


Über all diese Fragen sollte man ruhig einmal nach-denken. Denn Selbsterkenntnis ist der erste und beste Weg zur Besserung. Was vor allem verlangt wird, ist Vernunft. Eine abschließende Anmerkung: Wenn man die o.e. Fragen überdenkt, dann wird man feststellen können, daß alle diesbezüglichen Überlegungen und Ergebnisse sich mehr oder weniger auf die drei oben genannten Grundsätze für den Umgang mit Menschen und damit für die Führungspraxis zurückführen lassen. Deshalb sollte man diese Grundsätze in Zukunft mehr beachten. Das hat noch den Vorteil, daß man den psychologischen und soziologischen Gegebenheiten mehr Rechnung trägt, auch den Anforderungen für ein zeit- und menschengemäßes, effektives und erfolgreiches Führen.

Autor: Dr. Franz J. Ollmann

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