Vollbeschäftigung
Vollbeschäftigung
Vollbeschäftigung bezeichnet in der Volkswirtschaftslehre eine Situation auf dem Arbeitsmarkt, in der nahezu alle arbeitsfähigen und arbeitswilligen Personen eine Beschäftigung haben. Dies bedeutet nicht, dass eine Arbeitslosenquote von null Prozent erreicht wird, da es immer eine gewisse Anzahl von Personen gibt, die aus verschiedenen Gründen (zum Beispiel wegen beruflicher Umorientierung oder weiterführender Ausbildung) zeitweise ohne Arbeit sind. Die natürliche Arbeitslosenquote, welche die Friktionelle Arbeitslosigkeit und Saisonarbeitslosigkeit einschließt, wird somit als Bestandteil der Vollbeschäftigung akzeptiert.
Definition
Die Definition von Vollbeschäftigung ist nicht einheitlich, da verschiedene wirtschaftstheoretische Schulen (wie die Klassische Nationalökonomie, Keynesianismus oder die Neoklassik) unterschiedliche Ansätze zur Idealquote von Arbeitslosigkeit haben. Der Keynesianismus beispielsweise sieht eine aktive Rolle des Staates vor, um durch Fiskalpolitik die Vollbeschäftigung zu erreichen oder zu bewahren.
Historischer Kontext
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Erreichung der Vollbeschäftigung ein wichtiges Ziel in vielen Industrieländern. In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Vollbeschäftigung durch das Wirtschaftswunder (1950-1966) erleichtert und bildete eine der Säulen der sozialen Marktwirtschaft.
Vollbeschäftigung in der Praxis
Praktisch wird Vollbeschäftigung durch verschiedene Maßnahmen angestrebt, einschließlich Bildungs- und Weiterbildungsprogramme, Arbeitsmarktprogramme, Subventionen und Steueranreize für Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen. Wirtschaftspolitische Instrumente wie die geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) oder die finanzpolitik der jeweiligen Regierungen können ebenso auf Vollbeschäftigung abzielen.
Herausforderungen und Kritik
Die Aufrechterhaltung der Vollbeschäftigung stellt insbesondere in Zeiten des Strukturwandels, der Globalisierung und des technologischen Fortschritts eine große Herausforderung dar. Kritiker merken an, dass die starre Fixierung auf Vollbeschäftigung zu einer Vernachlässigung anderer wichtiger Aspekte wie Arbeitsplatzqualität, Einkommensverteilung oder ökologischer Nachhaltigkeit führen kann. Des Weiteren führen auch demografische Veränderungen und Veränderungen in der Arbeitswelt zu neuen Herausforderungen für die Vollbeschäftigungspolitik.
Zusammenfassend ist Vollbeschäftigung ein komplexes und oft kontrovers diskutiertes wirtschaftspolitisches Ziel, dessen Verfolgung unterschiedliche Strategien erfordert und stets auch unbeabsichtigte Konsequenzen haben kann.