Mount Everest
Der Mount Everest ist mit einer Höhe von 8.848 m der höchste Berg der Erde und befindet sich im Khumbu-Himal (eine Subregion des Himalaya)
in Nepal an der Grenze zu China, wobei der westliche und südöstliche seiner drei Gipfelgrate die Grenze bilden.
Wie der gesamte Himalaja entstand der Mount Everest als Folge der Plattentektonik durch die Kollision der indischen mit der eurasischen Platte. Benannt ist er nach dem britischen Landvermesser Sir George Everest. |
Geologien Die Konvergenz der indischen Platte mit der eurasischen Platte führte zur Schließung der Tethys mit Beginn vor ca. 50 Mio. Jahren im Eozän und anschließend zur Kollision der Kontinente Indien und Asien. Die wesentlich kleinere indische Platte schiebt sich noch immer mit einer Rate von ca. 3 cm pro Jahr unter Eurasien. Auch der Mount Everest wächst als Folge der mit der Kollision verbundenen Verdickung der kontinentalen Kruste noch immer, wenn auch nur wenige mm im Jahr. Durch den hohen Umschließungsdruck sowie die hohen Temperaturen bei der Versenkung in den oberen Erdmantel wurden die ursprünglichen Krustengesteine metamorph umgewandelt. Im Everest-Massiv besteht die unterste Einheit der Gipfelpyramide überwiegend aus metamorphen Gesteinen, v. a. dunklen, biotitreichen Gneisen. Die Grenze zu den darüber liegenden Graniten ist durch megmatitische Gänge ziemlich deutlich markiert. Der so gen. "Nuptse-Granit" ist ein heller Granit, der Quarz, Feldspat Muskovit, Biotit und Turmalin enthält und Typischerweise zu großen Blöcken verwittert. Auf einer Höhe von über 7.500 m Höhe liegen metamorph überprägte Sedimentgesteine. Diese fossilreichen mikritischen Kalksteine bis Tonsteine enthalten Trilobiten, Ostrakoden, Seelilien und Haarsterne. Sie haben eine helle gelbliche Farbe und werden als "Gelbes Band" bezeichnet. Sie wurden bei der Gebirgsbildung auf den kristallinen Sockel aus Gneisen und Graniten überschoben und fallen nach Südwesten ein. Deshalb sind die Gesteine an der Südwestseite des Everest niedriger anzutreffen als an der Nordseite. Die oberste Gipfelpyramide des Mount Everest besteht aus grauem Kalkstein mit Einlagerungen von Sand und Schutt, der nur geringfügig der Metamorphose unterlag. |
Topographie Die Gipfelpyramide des Mount Everest ist durch Erosion und mächtige Gletscher geformt. Die drei Hauptkämme untergliedern wiederum den Gipfel in drei Hauptwände. Weiterhin trennen die Grate die drei sich vom Mount Everest und seinen Nachbargipfeln ergießenden Gletscher: Khumbu-Gletscher, Rongpu-Gletscher und Kangshung-Gletscher. Südostgrat und Westgrat sowie deren Fortsetzungen bilden die weitere Grenze zwischen Tibet und Nepal. Der Südostgrat verbindet den Mount Everest mit dem 8.516 m hohen Lhotse. Der niedrigste Punkt dieses Grats ist der 7.906 m hohe Südsattel. Im weiteren Verlauf setzt sich der Grat vom Lhotse in Richtung Lhotse Shar (8.415 m) und Peak 38 (7.591 m) fort. Der Westgrat läuft zunächst in einen Nebengipfel aus, welcher zum Lho-La-Pass (6.606 m) abfällt und sich dann in die Bergkette aus Khumbutse (6.636 m), Lingtren (6.714 m) und Pumori (7.138 m) fortsetzt. Der auf tibetischer Seite liegende Nordgrat verbindet den Mount Everest mit dem 7.543 m hohen Changtse. Vom Lhotse zieht auf nepalesischer Seite in westliche Richtung der lange Bergkamm des Nuptse (7.861 m), der vom Mount Everest durch das Tal des Schweigens und den Khumbu-Gletscher getrennt wird. |
Klima Am Mount Everest herrschen extreme klimatische Bedingungen, im Januar kann die Durchschnitts-Temperatur auf dem Gipfel bis auf - 60 °C abfallen, auch im Juli steigen die Temperaturen nicht über die Frostgrenze. Im Winter und Frühling sind Winde aus westlichen Richtungen vorherrschend. Die feuchtigkeitsbeladene Luft kondensiert zu einer weißen, nach Osten zeigenden Wolke, weshalb man den Himalaja ursprünglich für eine Vulkankette hielt. Die Wolkenfahne des Mount Everest gibt Bergsteigern auch Aufschluss über die Windgeschwindigkeit auf dem Gipfel. Im Winter prallt der südwestliche Jetstream auf den Gipfel, der Windgeschwindigkeiten bis zu 285 km/h verursachen kann. Von Juni bis September nimmt der Indische Monsun Einfluss auf den Mount Everest, heftige Schneestürme und Niederschläge prägen dann das Wetter, was auch die Besteigung schwierig macht. |
Flora und Fauna An die extrem lebensfeindliche Umwelt des Mount Everest konnten sich nur wenige Tiere anpassen, Blütenpflanzen sind im Bereich des ewigen Eises gar nicht mehr zu finden. Euophrys omnisuperstes, ein kleiner Vertreter der Springspinnen wurde bereits im Jahr 1924 von R.W.G. Hingston bis zu einer Höhe von 6.700 m beobachtet, deren Nahrungsgrundlage lange rätselhaft blieb. Erst 30 Jahre später entdeckte man, dass sie sich von den bis auf eine Höhe von 6.000 m anzutreffenden Fliegen und Springschwänzen ernähren. Bei der 1924 durchgeführten Everest-Expedition wurden Flechten zwischen 4.600 und 5.500 m gesammelt. Darauf basierend konnte R. Paulson im Folgejahr etwa 30 Flechtenarten nachweisen. Auch einige Vögel sind in der Lage, sich dauerhaft der extremen Höhe anzupassen. Hierzu gehören die Streifengans und die Alpenkrähen, die sich von Abfällen oder sogar tödlich verunglückten Bergsteigern ernähren. Auf nepalesischer Seite ist der Mount Everest Teil des Sagarmatha-Nationalparks, der zum UNESCO-Welterbe gehört. Auf der Nordseite gehört er zum "Qomolangma National Nature Reserve" das mit dem von der UNESCO ausgewiesenen Qomoalangma Biosphärenreservat korrespondiert. |
Besteigungen und Routen Die britische Armee-Expedition von Francis Younghusband bahnte sich im Jahre 1904 mit Gewalt ihren Weg durch Tibet. Man wollte das Land zur Öffnung seiner Grenzen und Gewährung von Handelsprivilegien zwingen. Dabei wurde von J. Claude White auch die erste detaillierte Fotografie der Ostflanke von Kampa Dzong aus (etwa 150 km Entfernung) angefertigt. Bei den eigentlichen Erkundungs- und Besteigungsexpeditionen wurde dagegen versucht, eine Genehmigung durch den Dalai Lama zu erhalten. Jedoch dauerte es noch bis 1921, bevor dieser der Royal Geographical Society endlich die Erlaubnis erteilte. Diese entsandte daraufhin in den Jahren 1921, 1922 und 1924 Expeditionen in den Mount Everest. Die erste britische Erkundungsexpedition kam im Jahr 1921 in das Gebiet, wobei geologische Vermessungen, die Kartierung des Gebietes sowie eine erste Erkundung möglicher Aufstiegsrouten im Vordergrund standen, es wurden 31.000 km² vermessen. Während dieser Expedition entdeckte George Mallory vom Lhakpa La aus eine begehbare Route auf den Gipfel, die heutige Standard-Nordroute auf den Nordsattel. Ein spontaner Besteigungsversuch scheiterte jedoch auf dem Nordsattel wegen des einsetzenden Monsuns. Zwischen 1922 und 1924 wurden mehrere Besteigungsversuche unternommen, die v. a. mit dem Namen Mallory verbunden sind. Beim 3. Besteigungsversuch der Expedition von 1922 löste sich am 7. Juli beim Aufstieg vom Lager III eine Lawine, die sieben Träger in den Tod riss. Auch die 1924 durchgeführte Expedition musste nach mehreren Anläufen wegen des schlechten Wetters wieder aufgegeben werden. Mallory und Andrew Irvine kehrten von ihrem Aufstiegsversuch nicht mehr zurück, wobei bis heute nicht geklärt ist, ob sie auf dem Gipfel waren oder bereits vorher starben. Die 1999 gefundene Leiche von Mallory lieferte hierfür keinen eindeutigen Beweis, Andrew Irvine ist noch immer verschollen. Auch in den 30er Jahren versuchten mehrere britische Expeditionen die Besteigung des Mount Everest, wo erstmals auch Tenzing Norgay Träger war. Im folgenden Jahrzehnt gab es keine nennenswerten Besteigungsversuche. In den 50er Jahren lieferten sich zwei Nationen einen Wettstreit um den Gipfel. Nach der chinesischen Okkupation war Tibet für Ausländer nicht mehr zugänglich, jedoch hatte das Königreich Nepal das zwischen 1815 und 1945 über Ausländer verhängte Einreiseverbot inzwischen aufgegeben und einige Expeditionen genehmigt. Die Südwestseite des Mount Everest war hingegen kaum bekannt. Zwar konnte Mallory im Jahr 1921 vom Lho La aus einen Blick auf die Südseite in das Western Cwm werden. Jedoch blieb unbekannt, ob von dort aus der Berg zu besteigen oder zumindest der Südsattel erreichbar sei. Im Jahr 1951 erkundete eine britische Expedition diesen Zugangsweg, im Folgejahr wurden zwei Schweizer Expeditionen genehmigt, die jedoch ebenfalls scheiterten. Im Jahr 1953 wurde die neunte britische Expedition zum Mount Everest (unter John Hunt) ausgerichtet. Nach der Errichtung mehrerer Hochlager wurden zwei Seilschaften gebildet. Hierbei sollte die erste einen Schnellschuss wagen, bei Misserfolg die zweite dann das letzte Hochlager weiter nach oben verlegen. Die erste Seilschaft erreichte am 26.05.1953 den Südgipfel mussten jedoch aufgeben, da die Sauerstoffsysteme infolge Vereisung versagten. Die zweite Seilschaft verwendete ein anderes Sauerstoffsystem, so dass es an den folgenden zwei Tagen der Neuseeländer Sir Edmund Hillary und die Sherpas Tenzing Norgay und Ang Nyima schafften, das letzte Lager auf 8.510 m Höhe zu verlegen. Ang Nyima stieg dann wieder ab, während Hillary und Norgay am 29. Mai um 6:30 Uhr Richtung Gipfel aufbrachen, Sie erreichten den Südgipfel bereits um 9:00 Uhr. Gegen 10:00 Uhr kamen sie an eine Felsstufe, die später Hillary Step genannt wurde und die das letzte bergsteigerische Hindernis darstellt. Gegen 11:30 Uhr standen sie auf dem Gipfel. Wer von den beiden zuerst auf dem Gipfel stand, wurde später heftig umstritten. 1956 war erneut eine Schweizer Expedition am Berg, im Jahr 1960 wurde der Mount Everest erstmals von tibetischer Seite aus durch eine chinesische Expedition bestiegen. 1963 eröffnete die erste amerikanische Expedition unter der Leitung von Norman Dyhrenfurth eine neue Route über den Westgrat. Am 16.05.1975 stand mit der Japanerin Junko Tabei die erste Frau auf dem Gipfel des Mount Everest. 1978 war Robert Schauer der erste Österreicher, dem die Besteigung gelang, dieser folgte 1996 eine zweite und 2004 eine dritte Besteigung. Am 08.05.1978 bezwangen Reinhold Messner und Peter Habeler den Gipfel erstmals ohne zusätzlicher Sauerstoff, 3 Tage danach erreichte Reinhard Karl aus derselben Expedition als erster Deutscher den Gipfel. Dem Österreicher Franz Oppurg gelang am 14.05.1978 die erste Solobesteigung des Berges. Die erste deutsche Frau auf dem Gipfel war 1979 Hannelore Schatz, die jedoch beim Abstieg ums Leben kam. Der direkte Westgrat wurde im selben Jahr von Andrej Štremfelj und Jernej Zaplotnik bewältigt. In den 80er Jahren gelangen die erste Winterbegehung sowie neue, schwierige Routen auf den Gipfel des Mount Everest. Die erste Winterbegehung der Südsattelroute bewältigte 1980 eine polnische Expedition. Im selben Jahr gelang Reinhold Messner die erste Alleinbegehung des Berges im reinen Alpinstil. 1995 wurde der lange Nordostgrat vollständig bis zum Gipfel begangen und die Schottin Alison Hargreaves kam als erste Frau ohne zusätzlichen Sauerstoff auf den Gipfel. Am 27. 05.1999 schaffte Helga Hengge über die Nordroute als erste Deutsche die erfolgreiche Besteigung. Am 23.05.2001 erreichte mit Evelyne Binsack die erste Schweizerin den Gipfel. 2004 eröffnete eine russische Expedition eine neue Route durch die Nordwand, die weitgehend eine Direttissima darstellt. Am 30. Mai stiegen Pawel Schabalin, Ilja Tuchvatullin und Andrej Mariew auf den Gipfel. Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking wurde die Olympische Fackel während des Fackellaufes am 08.05.2008 von Bergsteigern von der tibetischen Seite auf den Gipfel gebracht. Mit einem Alter von 76 Jahren und 341 Tagen war der Nepalese Min Bahadur Sherchan am 25.05.2008 der älteste Mensch auf dem Gipfel und der älteste Mensch überhaupt, der je auf einem Achttausender stand. Am Mount Everest gibt es heute insgesamt 15 Routen, wovon sich 6 auf nepalesischer Seite und 9 auf chinesischer Seite befinden, Standardrouten sind die Südroute und die Nordroute. Weitere Routen sind technisch wesentlich schwieriger und wurden teilweise nur einmal begangen. Alle Routen führen auf ein nur ca. 2 m² großes Gipfelplateau. |
Besonderheiten Der Mount Everest ist wie praktisch alle markanten Gipfel der Khumbu-Region für die Sherpas ein heiliger Berg. Bei diesem Volk ist der Buddhismus mit ursprünglicheren Religionen (insbesondere Animismus und Bön) vereinigt. Die Sherpas sind der Meinung, dass Geister und Dämonen Bäume, Quellen und auch die Gipfel der Berge bewohnen. Nach Auffassung der Buddhisten ist der Mount Everest der Sitz von Jomo Miyo Lang Sangma (eine der 5 Schwestern des langen Lebens), die auf den 5 höchsten Gipfeln des Himalaja wohnen. Der Sage nach veranstaltete der große Heilige Padmasambhava, der von Indien den Buddhismus nach Tibet brachte, einen Wettlauf zum Gipfel des Mount Everest. Nachdem dieser einige Zeit auf dem Gipfel mit den Dämonen kämpfte und meditierte, forderte ihn ein Lama der Bön-Religion heraus. Die Frage war, wer von beiden mächtiger ist. Der Lama machte sich noch nachts auf den Weg, Padmasambhava erst bei Anbruch des Tages. Dennoch gewann er den Wettlauf, da er sitzend auf einem Stuhl von einem Lichtstrahl direkt zum Gipfel getragen wurde. Padmasambhava wartete einige Zeit auf dem Gipfel und begann dann mit dem Abstieg, seinen Stuhl ließ er zurück. Der Bön-Lama, der sich geschlagen gab, ließ seine Trommel auf dem Gipfel. Man sagt heute noch, dass die Geister, wenn eine Lawine vom Berg herunter kommt, die Trommel schlagen. Deshalb wird von den Sherpas vor einer Besteigung des Mount Everest eine Opferzeremonie (die so gen. Puja-Zeremonie) durchgeführt um drohendes Unheil abzuwenden. Dieses Opferfest ist für den Seelenfrieden der Sherpas unverzichtbar und normalerweise nehmen auch alle westlichen Expeditionsteilnehmer daran teil. Die Sherpas glauben, dass sonst der Zorn der Berggötter nicht nur die Ausländer, sondern hauptsächlich auch die Sherpas treffen wird. Religiöse Symbole wie Manisteine und ein Stupa mit Gebetsfahnen, die mit Mantras bedruckt sind, sind am Fuß des Mount Everest zu finden. Auf dem Weg zum Everest-Basislager, zwischen Dingboche und Lobuche, ist ein Friedhof für alle Opfer des Berges angelegt. Jedem Toten wird mit einem so gen. Steinmann (einem Stapel aufgetürmter Steine) die letzte Ehre erwiesen. |