Verhaltensökonomie
Verhaltensökonomie
Die Verhaltensökonomie (oder auch Verhaltensökonomik) ist ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften, welche sich mit dem tatsächlichen Entscheidungsverhalten von Individuen und Institutionen in wirtschaftlichen Kontexten auseinandersetzt. Sie erweitert klassische ökonomische Modelle, die von rational agierenden Akteuren ausgehen, um psychologische, soziale und kognitive Faktoren.
Geschichte
Die Verhaltensökonomie entwickelte sich als eine Reaktion auf die begrenzte Erklärungskraft des Modells des "Homo Oeconomicus", einem Menschenbild, das vollkommen rationale Entscheidungen und perfekte Informationsverarbeitung postuliert. Wegbereiter der Verhaltensökonomie waren Psychologen wie Daniel Kahneman und Amos Tversky, die mit ihren Arbeiten zur Prospekt-Theorie grundlegende Beiträge leisteten.
Konzepte
Wichtige Konzepte der Verhaltensökonomie umfassen Heuristiken, Biases (verzerrte Wahrnehmungen oder Entscheidungsprozesse) und die begrenzte Selbstkontrolle der Akteure. Zu den bekanntesten biase gehören der Verfügbarkeitsheuristik, der Repräsentativitätsheuristik, der Ankereffekt, sowie der Bestätigungsfehler.
Anwendungen
Die Verhaltensökonomie findet Anwendung in verschiedenen Feldern der Wirtschaftspolitik, wie beispielsweise in der Verbraucherpolitik, der Gestaltung von Arbeitsmärkten oder in der Entwicklungspolitik. Auch im Bereich des Marketings und des Managements fließen zunehmend Erkenntnisse der Verhaltensökonomie ein.
Kritik
Kritiker merken an, dass die Verhaltensökonomie teilweise zu komplexen Modellen führt, die sich schwer operationalisieren oder empirisch überprüfen lassen. Zudem werde ihr oft ein Paternalismus vorgeworfen, wenn verhaltensökonomische Erkenntnisse dazu genutzt werden, um das Verhalten von Konsumenten in eine bestimmte Richtung zu lenken (Nudging).
Trotz dieser Kritikpunkte bleibt die Verhaltensökonomie ein wichtiger Bereich der Ökonomie, der dazu beiträgt, das Verständnis für reales wirtschaftliches Verhalten zu verbessern und die Entwicklung effektiver wirtschaftspolitischer Maßnahmen zu unterstützen.